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Altbau in Hamburg

Lächelnde Putten im Stuck, moderne Designermöbel und eigene Entwürfe – ein Wiener Altbau wird herrschaftlich schön

„Feel free“ lautete die Ansage der neuen Eigentümer der Altbauwohnung, als sie Ulrich Weinkath mit der Sanierung und Gestaltung der 5,5 Zimmerwohnung beauftragten. Der legte im Zuge der aufwändigen Umbauarbeiten ein echtes Schmuckstück frei und schuf für die vierköpfige Familie ein perfektes Zuhause.

„Fürchterlich“ sei der Zustand vor der Sanierung gewesen, so Weinkath, der nach einer 3-monatigen Planungsphase mit seinem Team die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen in Angriff nahm. Sie umfasste neben der kompletten Überarbeitung der Elektrik auch die Aufarbeitung der Pitchpine-Böden sowie die Wiederherstellung des Originalzustandes der Decken und Wände. „Die Wände waren mit einer undefinierbaren Schlammtechnik völlig verschmiert. Wir haben vier Wochen gebraucht, um mit kleinen Hämmerchen den ursprünglichen Putz von 1885 freizulegen, und den Stuck haben acht Stuckateure innerhalb von sechs Wochen ausgekratzt“, erzählt Weinkath, der solche Fällen seit vielen Jahren denselben Fachleuten überlässt – Experten, die statt auf Chemie lieber auf aufwändige Handarbeit setzen. Dabei kamen sogar die ursprünglichen Gesichtsausdrücke der Putten wieder zum Vorschein, die, statt erneut unter Farbschichten zu verschwinden, nun nur mit Pigmenten eingenebelt sind.

Mit einem sicheren Gefühl für die stilvolle aber persönliche Gestaltung der Räume machte sich Weinkath an die Arbeit: im Wohnzimmer sorgen runde Formen, sanfte Töne und ein paar rote und grüne Akzente für eine entspannte Atmosphäre. So bilden Sofa und Sessel von Moooi, Couchtische von Zanotta und Leuchten von Moooi, Tobias Grau und Flos ein stimmiges Ensemble, Bilder des Künstlers Karl Bohrmann runden das Konzept ab und geben dem Raum eine persönliche Note.
Gleich hinter dem Wohnzimmer und durch eine Flügeltür verbunden, befindet sich das Esszimmer, das als Durchgangszimmer zwischen Wohn- und Herrenzimmer auch gestalterisch eine Brücke schlagen soll – zwischen dem hellen und großzügigen Wohnzimmer und dem dramatisch, fast höhlenartig wirkenden Herrenzimmer.
Mit graugrünen Wänden, die vor dem weißen Stuck besonders leuchtend strahlen, wiederkehrenden runden Formen und pink- und lilafarbenen Akzenten gestaltete Weinkath das kommunikative Zentrum der Wohnung so ausgewogen wie lebendig.

Mit einem lilafarbenen Wollbezug und schwarz lackiertem Stahlrohr passen die Le Corbusier Sessel rechts und links des Fensters harmonisch in das Farbkonzept des Raumes. In den beiden gemütlichen Leseecken stehen die Bücher griffbereit auf scheinbar freischwebenden Regalböden aus weiß lackiertem Aluminium, eigene Entwürfe Weinkaths.

Raumausstatter Hamburg

Eigens für das Herrenzimmer entwarf Weinkath zwei hellblaue Möbelstücke, die vor den schlammfarbenen dunklen Wänden gut zur Geltung kommen. Der Stuck hebt sich mit seinem Braunton leicht von den Wänden ab und verstärkt den edlen Effekt. Ein in den Schrank integrierter Kleiderlift lässt jeden Zentimeter bequem erreichen. Den Wäschekorb aus Leder entdeckte Weinkath auf einem Flohmarkt. Ein Bild von Jackson Pollock schmückt die Wand neben dem Kleiderschrank. Auch das Sideboard am Fußende des Bettes entwarf Weinkath eigens für das Herrenzimmer. Der Rahmen besteht wie das Bett aus massivem Wengeholz.

Eine abgewandelte Variante der Bremer Stadtmusikanten: die drei übereinander gestapelten Schrankelemente aus Altholz stammen von Seletti und dienen im Kinderzimmer der beiden Geschwister als echter Hingucker und Kleiderschrank. Die Bauherren waren von der tierischen Schrankkombination auf Anhieb begeistert.

Doch die beiden Kinder teilen sich nicht nur den Raum und den Schrank – auch das blaue Doppelstockbett, ein Entwurf Weinkaths, dient beiden als gemütliches Nachtlager. Der kleine weiß lackierte runde Spieltisch, eine Blechtonne, ist ebenfalls ein eigener Entwurf Weinkaths.

Ein eigens angefertigter Teppich liegt in den mehr als 10 Meter langen Flur, den Weinkath mit einem Schienensystem von Bruck in stimmungsvolles Licht taucht und ein besonderes Schmuckstück ins rechte Licht rückt: den runden Schuhschrank. Mit einem Durchmesser von 1,90 Meter, bietet er für insgesamt 60 Paar Schuhe, Mützen, Schals und Schuhputzmittel reichlich Platz. „Die Idee für den Schuhschrank kam mir im Flieger“, so Weinkath, der die Außenfront mit weißem Schleiflack und einem chinesischen Schriftzeichen veredeln ließ: „Übersetzt heißt es Schuhe.“

Den Einbau einer neuen Küche verschoben die Eigentümer aus Budgetgründen auf später – eine Herausforderung für Weinkath, der mit wenigen Mitteln das Beste aus dem Raum machte: so ließ er die schäbige Arbeitsplatte samt Rückwände gegen einen dunkelblauen Mineralwerkstoff (Silestone) austauschen, ein helles Waschbecken aus Corian bildet dabei einen gelungenen Kontrast zu den dunkelblauen Flächen, die er mit ebenfalls dunkelblau gestrichenen Wänden und Decken ergänzte. Die Bodenfliesen, „alte Schlachthausfliesen“, ließ Weinkath ebenfalls ersetzen – mit massiven Eichenholzdielen, die durch eine von ihm entwickelte, besondere Behandlung den sanften Braunton natürlich gealterten Holzes erhielten: eine Mischung aus gemahlenen Austernschalen und Leinöl bewirkt diese äußerst natürlich und edel wirkende Oberflächenveränderung.

In der nun farblich maritim anmutenden Küche setzte er mit roten Accessoires wie Mülleimer und Brotkasten knallige Akzente. Über dem Mülleimer zieren Buntstiftzeichnungen von Eiern und Tomaten die dunkelblaue Wand. Sie stammen von der auf Mallorca lebenden Künstlerin Anna Moje, auf die Weinkath durch Zufall aufmerksam wurde. Sie zeichnet die Bilder aus vielen kleinen Strichen und benötigt etwa ein Jahr pro Bild.

"Der runde Schuhschrank mit einem Durchmesser von fast zwei Metern bietet Platz für mehr als 60 Paar Schuhe. Das Design entwarf Weinkath eigens für dieses Projekt."